E. E. Zunft zu Weinleuten


Eine Ehren Zunft zu Weinleuten

 

Der Anfang vor bald 800 Jahren

Die Zünfte als staatstragende Vereinigungen von Handelsherren einerseits und Handwerkern andererseits sind nach 1200 entstanden. Die Stadtbürger wollten damals in der vom Fürstbischof geleiteten Stadt ihre wachsende Macht gegenüber den adligen Würdenträgern des Stadtherren bekunden. Der weitsichtige, modern denkende Bischof Heinrich von Thun (gewählt 1216, gestorben 1238) kam ihnen entgegen. Er gab auch den Auftrag zum Bau der um 1226 eröffneten ersten Rheinbrücke an Stelle der heutigen Mittleren Brücke. Sie machte Basel zum Zentrum des Fernhandels von Süd nach Nord.In diesen Jahren entstanden die Zünfte der Handelsherren, fortan «Herrenzünfte» genannt. Unter ihnen war an dritter Stelle, nach den Tuchleuten (zum Schlüssel) und den Bankiers (zu Hausgenossen) die Zunft der Weinleute. Ihr genaues Gründungsdatum kennt man nicht, da die
meisten Zunftbriefe im grossen Basler Erdbeben von 1356 untergingen. Aber der Hauskauf am Marktplatz, der 1233 erfolgte, ist urkundlich bezeugt und damit die erste offizielle Erwähnung der «Geltenzunft». Unter «Gelte» wird eine Weinkanne verstanden, und eine solche (mehrfach am schönen Renaissance-Zunfthaus zu Weinleuten am Marktplatz 13 abgebildet und noch heute zu sehen) ist das Abzeichen der Zunft zu Weinleuten. Zu Weinleuten zünftig waren zunächst die Händler, die dem Bischof den gewünschten guten Messwein aus dem Ausland (zum Beispiel Malvasier aus Griechenland) beschafften. Aber der Wein wurde auch von gewöhnlichen Bürger getrunken, da er die bakterienfrei und kalorienreich war. Auf Wein wurde auch die erste Steuer, die es im hochmittelalterlichen Basel gab, erhoben. Deshalb waren Weinleuten auch Steuerbeamten, dazu offizielle Weinprüfer und andere «Gerichtspersonen».

 

Warum heute noch eine Zunft?

Seit 1875 hat unsere Zunft wie alle anderen Basler Zünfte keine politische Macht mehr. Warum gibt es sie denn noch? Erstens unterstützt sie mit ihrem Vermögen, das vor allem aus dem Hausbesitz stammt, wohltätige Institutionen in Basel. Zweitens ist sie, wie der berühmte Basler Staatsmann und Zunftvorgesetzte zu Weinleuten Paul Speiser in seinen Erinnerungen schrieb, «ein Ort, wo sich die Bürger aller politischen Anschauungen in vollständig neutraler und harmloser Weise festlich treffen; es ist einem Gemeinwesen gut, wenn es solche Vereinigungspunkte hat». Aufgenommen werden längst nicht mehr nur Weinhändler, sondern alle stimmfähigen Basler Bürger – und neu auch Bürgerinnen, die Freude am Zusammensein mit anderen Zunftmitgliedern haben und Traditionen pflegen wollen.